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Chemnitzer Glückseligkeit in Orange: So feierten Tausende die Europe-Cup-Helden der Niners

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Die Spieler des europäischen Basketball-Pokalsiegers sind am Sonntag in der Stadt begeistert empfangen worden. Niners-Trainer Pastore bedankte sich mit einem ambitionierten Versprechen.

Chemnitz.

In Chemnitz haben sich am Sonntagnachmittag schätzungsweise bis zu 10.000 Menschen auf dem Markt versammelt, um den größten Erfolg in der Geschichte der Basketballer der Niners Chemnitz zu feiern. Das Team um Trainer Rodrigo Pastore hatte Mitte der Woche in Istanbul das Finale um den Fiba Europe Cup gewonnen, einen der vier großen Pokalwettbewerbe im europäischen Basketball.

Kurz vor 15 Uhr traf der Mannschaftsbus am Rathaus ein. Nach einem offiziellen Termin und dem Eintrag ins Goldene Buch der Stadt präsentierte sich die Mannschaft mit dem Pokal vor den jubelnden Fans auf dem Balkon des Neuen Rathauses. Immer wieder wurden Fan-Gesänge angestimmt, es regnete Konfetti und glitzernde Papierschlangen. Nebel in Orange – der Vereinsfarbe der Niners – wehte über den dicht gefüllten Platz.

Trainer Pastore: Der erste, aber nicht der letzte Pokal

„Es ist ein wunderschönes Gefühl, hier oben zu stehen und das mit Euch feiern zu können“, sagte der sichtlich bewegte Niners-Kapitän Jonas Richter, ein gebürtiger Chemnitzer, am Mikrofon auf dem Balkon des Rathauses. Die Mannschaft habe etwas Historisches erreicht, meinte Niners-Geschäftsführer Steffen Herhold, einer der Väter des Erfolgs des aktuellen Bundesliga-Dritten in den vergangenen Jahren.

Besonders viel Applaus und Jubel gab aus der Menge es für den Trainer, Rodrigo Pastore. „Chemnitz, dieser Pokal ist für Dich“, sagte der Argentinier, der die Niners seit 2015 trainiert, auf Deutsch. Und er versprach: Der Pokal sei der erste, solle aber nicht der letzte für das Chemnitzer Basketballteam bleiben. Die Stadt und die Fans könnten sich auf ihre Mannschaft verlassen, auch wenn es mal nicht so laufe, so Pastore vor der jubelnden Menge. „Kopf hoch und stolz sein – die Niners sind da!“

Von denen, die da unten auf dem Markt stehen, hätte einen solchen Erfolg wahrscheinlich kaum einer für möglich gehalten. Tilo Zemke etwa kann sich noch gut erinnern, wie das war, damals Ende der 1990er-Jahre, als Basketball aufkam in Chemnitz. Mit coolen Klamotten, cooler Musik und zwei kleinen Teams, denen man die Daumen drücken konnte – BG Chemnitz und ESV Lok. Zemke ging damals noch zur Schule, nun steht er mit seiner Frau Susan, den beiden Söhnen Karl und Kuno, drei und fünf Jahre alt, und mit Tausenden anderen Niners-Fans vorm Rathaus. „Wir genießen das jetzt einfach mal“, sagt der groß gewachsene Familienvater aus Rabenstein.

Martin Schwarze ist mit seiner Frau Christin und der dreijährigen Tochter Malea aus Reichenhain in die Stadt geradelt. Hinter ihm liegen anstrengende Tage – Schwarze war eigens mit nach Istanbul gereist, um sich dort das entscheidende Finalspiel anzusehen. „Heute ist der erste Tag, wo meine Stimme wieder funktioniert“, sagt er und strahlt. „So etwas erlebt man wohl nur einmal im Leben.“

Seit 17 Jahren bei jedem Heimspiel dabei

Auch Michael Welsch sieht recht glücklich aus. Trotz frühsommerlicher Temperaturen ist er mit Niners-Schal um den Hals auf den Markt gekommen; irgendwas mit „Saison 2007/08“ steht darauf. „Ich gehe seit 17 Jahren zu fast jedem Heimspiel“, erläutert er. Das Finalspiel in der Türkei hat er sich mit 2000 weiteren Fans in der Messe angeschaut. Eine Zitterpartie, die Niners hatten am Ende ein winziges Pünktchen mehr auf dem Konto als ihre Gegner.

„Wahnsinn, ich hatte zwischendurch schon fast nicht mehr daran geglaubt, so knapp wie das war“, erzählt der 57-Jährige – und zückt plötzlich sein Handy. Der Bus mit der Mannschaft biegt auf den Neumarkt ein, Polizei-Motorräder mit Blaulicht vornweg. Der glänzende Pokal steht gleich hinter der Frontscheibe des Busses, Jubel bricht los.

Ex-Präsident: Team soll sich in Chemnitz wohlfühlen

Doch vor der Party steht für das Team zunächst ein Pflichttermin im Rathaus an: Eintrag ins Goldene Buch der Stadt. Drinnen warten Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer, Oberbürgermeister Sven Schulze und jede Menge Medienleute.

Detlef Müller, SPD-Bundestagsabgeordneter, verteilt schon auf der Treppe Shakehands. Er ist den Niners praktisch von Beginn an verbunden, war ab 2004 sogar für zehn Jahre Präsident des Vereins. „Wir waren damals im Grunde nur zu dritt, haben bei den Spielen in der Schloßteichhalle noch selbst Würstchen verkauft und hinterher zu Hause die Trikots der Spieler gewaschen“, erinnert er sich. Und es habe Zeiten gegeben, verrät er, da sei das Geld in der Vereinskasse derart knapp gewesen, dass auch schon mal privat ausgeholfen werden musste, um die Lizenz zu halten.

Heute ist Müller einer der Gesellschafter der Niners und sieht den Verein gut aufgestellt, um sich in der Bundesliga oben festspielen zu können. Auch wenn Chemnitz nie werde mithalten können mit den Etats der Großen der Liga, den Bayern aus München oder mit Alba Berlin. „Womit wir aber sicher punkten können, ist eine gewisse Wohlfühlatmosphäre für die Spieler, den Trainer und das Team“, so Müller.

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